Montag, 31. März 2014

Exkursion Zürich Nord

Wenn es das Wetter erlaubt - was offenbar der Fall sein wird - findet der Kursnachmittag als (angekündigte) Exkursion ins neue Stadtquartier Zürich-Nord statt. Der Ablauf:
  • 13.30h Kursraum 204 - Lupenschreiben mit Véronique Hauser - Kurzinformation
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  • anschliessend Tramfahrt (jeweils bitte zuhinterst einsteigen!) nach Zürich-Oerlikon mit Tram 2/4 bis Bellevue, ab dort mit Tram 11 bis zum Bahnhof Oerlikon. Treffpunkt auf Nordseite des Bahnhofs (Bushaltestelle 80)
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  • Zürich Nord zu Fuss, u.a.
    • Firmensitz ABB - eine Weltfirma mit Hauptsitz in Zürich Nord
    • Regina-Kägi-Hof - genossenschaftliches Wohnen in Zürich
    • Rundturm, Birchschulhaus mit Solaranlage
    • Max-Bill-Platz mit Pause und Verpflegung, ca. 15h
    • zurück zum Tram 11, ev. über Aubrugg oder direkt retour
    • Rückkehr ins BIZE zwischen 16 - 16.30h, falls erwünscht, oder direkte Verabschiedung in Zürich Nord
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  • Literatur zu Zürich
    • U. Bauer / J. Frischknecht / M. Volken: «Wandern in der Stadt Zürich», Rotpunktverlag 2012
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  • Für den Fall der Fälle 
    • Handy-Nr. Kursleiter Guntram Rehsche: 076 424 44 82
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  • Das für diesen Tag vorgesehene Kursprogramm findet am kommenden Montag 7. April statt (Lehrbuch Kapitel 2 Konsum und Geld - Abrundung Wirtschaft - Repetition    

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Montag, 24. März 2014

Hanfanbau soll Bauern retten

Ein Experte fordert, dass Konsum und Anbau von Cannabis legal werden. Die Produktion sollen Bergbauern übernehmen.


Bergbauern im Bergell, Unterengadin oder Verzasca-Tal sollen im Auftrag des Staates jährlich rund 100 Tonnen Cannabis produzieren – und so den Bedarf in der ganzen Schweiz abdecken. Das Cannabis würde über lizenzierte Abgabestellen nur an Volljährige verkauft. Dieses Konzept schlägt Thomas Kessler, ehemaliger Basler Drogenbeauftragter, der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen vor (siehe unten). Drogenhanf als Rettung für strukturschwache Regionen? Für Kessler keine abwegige Idee: «Der kleinzellige Anbau in den Berggebieten hätte den Vorteil, dass die Felder leichter zu schützen sind als im Mittelland.» Zudem würde den Bergbauern geholfen. Kessler schätzt, dass in einem regulierten Markt jährlich Cannabis im Wert von rund einer Milliarde Franken nachgefragt würde. Ein Grossteil der Erträge würde an den Staat zurückfliessen. Den Bauern blieben rund 100 Millionen Franken. 

Die Landwirte sind laut «SonntagsZeitung» vorsichtig neugierig. Laut Thomas Jäggi vom Schweizer Bauernverband würden sich genug interessierte Bauern finden, falls es eine gesetzliche Grundlage geben würde. Gabriel Ammann, Präsident der Oberwalliser Landwirtschaftskammer, ist gegen eine Legalisierung. Aber: «Wenn es eine Einkommensquelle gibt, wird der Bauer sicher nicht Nein sagen.» Bergbauer und BDP-Nationalrat Hansjörg Hassler warnt: «Wenn Bergbauern den problematischen Cannabis-Konsum unterstützen, könnten sie sich ein Image-Problem einhandeln.» 

Bund prüft Legalisierung: Spätestens seitdem Anfang Jahr der US-Bundesstaat Colorado Marihuana legalisiert hat, ist die Hanffrage auch in der Schweiz wieder aktuell.  Die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen lässt sich deshalb diese Woche an einer Tagung über verschiedene Regulierungsmodelle informieren, um Bundesrat und Verwaltung fundiert beraten zu können. Das Volk hat letztmals 2008 über eine Legalisierung abgestimmt. Die «Hanfinitiative» wurde damals klar abgelehnt. 

Quelle: 20minuten (nicht im Netz verfügbar) 24.3.14

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Sonntag, 23. März 2014

Viel Ehre und ein wenig Geld

Vier Auszeichnungen für die Verfilmung des Romans von Pedro Lenz: Beim Schweizer Filmpreis hat sich «Der Goalie bin ig» durchgesetzt. Der längste Applaus aber galt dem Ehrenpreisträger.


Die besten Darsteller: Marcus Signer («Der Goalie bin ig») und Ursina Lardi («Traumland») im Schiffbau in Zürich. (21. März 2014) - Bild: Ennio Leanza/Keystone

Und dann das. Da lief dieser Abend im Zürcher Schiffbau reibungslos ab, so perfekt durchgetaktet wie eine Oscar-Gala im Zwergformat. Die Bündner Moderatorin Maria Victoria Haas variierte ihre viersprachigen Ansagen, und die Lichtregie leistete ganze Arbeit. Und dann verschenkte man ausgerechnet die Spannung vor der Ehrung des «Besten Spielfilms». YB-Torhüter Marco Wölfli rannte auf die Bühne und sagte einfach nur: «Der Goalie bin ig.» Regisseurin Sabine Boss war sich erst nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. Andere wiederum fragten sich, wer dieser Ansager war. Vielleicht ein Fussballer?

Aber es stimmte dann schon. «Der Goalie bin ig» ist die erste Deutschschweizer Produktion seit sechs Jahren, die beim Schweizer Filmpreis zum besten Spielfilm gekürt wurde. Das war verdient für eine sorgfältig inszenierte Komödie um einen Loser, die von der natürlichen Berner Kunstsprache aus der Vorlage von Pedro Lenz lebt. «Der Goalie bin ig» wurde auch mit Preisen in den Kategorien «Bester Darsteller», «Beste Filmmusik» und «Bestes Drehbuch» ausgezeichnet, und Pedro Lenz widmete den Quartz allen «marginalisierten Goalies» dieser Welt. So, wie gejubelt wurde, befürchtete man, dass sich das halbe Publikum für marginalisiert hielt.

Aber locker war der Abend schon. Goethe wurde zitiert, und Markus Imhoof redete über das Hirn von Luchino Visconti. Die Gala fand erstmals in Zürich statt. Und da dieser hässliche Kristall-Quartz aussah wie ein kleiner Prime Tower, nahmen auch die Westschweizer Macher des Dramas «Left Foot Right Foot» ein Stück Zürich mit nach Hause. Sie gewannen in den Sparten «Bester Nebendarsteller» und «Beste Kamera». Peter Liechti wurde geehrt für seine unerbittlich komische Annäherung an die Eltern in «Vaters Garten». Er war krankheitshalber abwesend, schaue aber im Fernsehen zu, wie uns versichert wurde. Ein wenig unbelohnt blieb das Drama «Traumland» von Petra Volpe, auch wenn es mit dem Preis für die «Beste Darstellerin» Ursina Lardi bedacht wurde.

Der längste Applaus aber galt dem Ehrenpreisträger Alexander J. Seiler. Es war höchste Zeit, den kämpferischen Regisseur und Publizisten zu würdigen. Er sass auf der Bühne und sagte, er habe nicht viel zu sagen. Er sagte dann doch einiges darüber, wie gerührt er sei und dass er das Filmemachen immer politisch verstanden habe. Er sprach über den filmischen Blick, der nicht nur eine andere Wahrnehmung ermögliche, sondern der Anfang sei einer Verbesserung der Welt. Die Sache mit der Ehre aber sei ihm immer vorgekommen wie eine kostenlose Dreingabe, und da noch viele Künstler nach ihm schlecht bezahlte Arbeit leisten würden, freue es ihn besonders, dass sein Preis mit «ein bisschen Geld» verbunden sei (30'000 Franken). Man hätte ihm stundenlang zuhören können, aber dann nahm man ihm das Mikrofon weg.

Die Preisträger im Überblick

Bester Spielfilm: «Der Goalie bin ig» von Sabine Boss
Bester Dokumentarfilm: «Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern» von Peter Liechti
Bester Kurzfilm: «The Green Serpent» von Benny Jaberg
Bester Animationsfilm: «The Kiosk» von Anete Melece
Bestes Drehbuch: Sabine Boss, Jasmine Hoch und Pedro Lenz («Der Goalie bin ig»)
Beste Darstellerin: Ursina Lardi («Traumland»)
Bester Darsteller: Marcus Signer («Der Goalie bin ig»)
Beste Nebenrolle: Dimitri Stapfer («Left Foot Right Foot»)
Beste Filmmusik: Peter von Siebenthal und Richard Köchli («Der Goalie bin ig»)
Beste Kamera: Denis Jutzeler («Left Foot Right Foot»)
Beste Montage: Tania Stöcklin («Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern»)
Spezialpreis der Filmakademie: Françoise Nicolet für die Kostüme in «Les grandes ondes (à l'ouest)» und «Left Foot Right Foot»)
Ehrenpreis: Alexander J. Seiler

 Quelle: SDA / Tages-Anzeiger

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Mittwoch, 12. März 2014

Weniger ist mehr

Alan Frei zum Beispiel hält vieles für unnötig, was andere zuhauf zu Hause stehen haben. Er ist einer der neuen Minimalisten.  

 

«Bist du eben erst eingezogen?» Diesen Satz hört Alan Frei oft, wenn jemand zum ersten Mal seine Wohnung betritt. Die Frage stellt sich nicht, weil Zügelkisten herumstehen. Nein. Es steht und liegt eben fast nichts herum. Ein Bettsofa und ein Tischchen. Ein Regal. Ein Bildschirm. Am Fenster ein Stuhl, eine Lampe, ein einfacher Tisch. Darauf Laptop, Drucker und zwei Stempel. «Mehr wäre unnötig», sagt Alan Frei über sein Wohnzimmer, in dem er auch schläft und arbeitet. 


Phase 1: Ausmisten
Es begann vor etwa einem Jahr mit «Phase eins», wie Frei sie nennt. Er las einen Artikel über Nicolas Berggruen, den «heimatlosen Milliardär». Berggruen verkaufte nahezu all sein Hab und Gut, reist seither für seine Geschäfte in der Welt herum und wohnt in Hotels. Der Milliardär sagt, es lebe sich einfacher mit weniger Besitz. 

Die Geschichte faszinierte Frei. Es war eine Zeit, in der der junge Ökonom sehr viel arbeitete – und sich fragte, wie flexibel er wäre. Wenn er plötzlich im Ausland arbeiten sollte. Wenn er plötzlich ohne Job dastünde. «Ich wollte mehr Freiheit», sagt der Zürcher rückblickend. «Mehr Freiheit, um mich auf das Wichtige konzentrieren zu können, auf neue Ideen, auf die Arbeit, auf Zeit mit Freunden.» All die herumstehenden Dinge lenkten ihn ab, schienen das Fokussieren zu erschweren. Die Amerikanerin Francine Jay, die ein Buch über «die Freude am Weniger» geschrieben hat, kennt dieses Gefühl von Schwere und Lethargie, die einen in überfüllten Zimmern befallen kann, ebenfalls: «Zu viel Durch­einander kann unsere Stimmung belasten», ist sie überzeugt. Frei begann auszumisten. Zuerst kam das Nutzlose an die Reihe. Zwei Paar Skier, die er nie brauchte. Ein Helm, in den sich Biergläser stellen liessen. Er hatte ihn mit 18 während seines ersten USA-Aufenthalts gekauft. Ein Erinnerungsstück, ja. Aber unnütz. Also raus. Sein zweites und drittes Paar Handschuhe liess Frei im Tram liegen, damit sie jemand mitnehmen konnte. 

Nicht bei allem fiel ihm die Trennung leicht. Diese Dinge packte er in eine Tasche und stellte sie mehrere Monate in den Keller. «Sollte ich sie vermissen, könnte ich sie jederzeit zurückholen», sagt Frei. Er vermisste sie nicht und gab die Sachen seinem Bruder. Die Tasche im Keller stehen zu lassen war keine Option für Frei: «Im Hinterkopf trägt man diese Dinge immer mit sich rum, weiss, da ist etwas, das man eigentlich aufräumen muss.» 

Phase 2: Unnötiges reduzieren
Alan Frei fühlte sich gut bei dem, was er tat, und machte weiter. «Das Reduzieren von Besitztümern hat Suchtpotenzial», gesteht er. «Es ist unglaublich befreiend.» Letzten Sommer ging er darum zu «Phase zwei» über: «Verdichtung». Er gab den Spaghetti-Kochtopf weg, denn da standen ja noch zwei weitere Pfannen im Schrank. Ebenfalls bleiben durften zwei Tassen, zwei Gläser, zwei Teller, je zweimal Messer, Gabel, Löffel und zwei Tupperware-Behälter. «Ich hatte festgestellt, dass ich in 90 Prozent der Fälle allein esse, in etwa sieben Prozent koche ich für zwei. Für die restlichen wenigen Gelegenheiten eine ganze Küchenausstattung zu behalten war unnötig.» Die Sprüche seiner Freunde konterte Frei mit einer Einladung zu einem Essen, für das die Gäste weder Wein noch Dessert mitbringen sollten – «nur ihr eigenes Geschirr». 

Ganz konsequent ist Frei allerdings nicht. Er will es auch nicht sein: Für den Notfall hat er Plastikgeschirr, und eine der wenigen benutzten Schubladen in der Küche beherbergt einige Flaschen Alkohol für Besuch. Ansonsten stehen da noch eine Kaffeemaschine und eine Mikrowelle, «die den März wohl nicht erleben wird. Ich brauche sie nie.» 

Freis Lebensstil hat einen Namen: digitaler Minimalismus. Im Internet berichten die Anhänger von ihren Erfahrungen. Das Phänomen wird durch das Internet und Smartphones erst möglich (siehe Interview «Angehäufter Besitz wird zum Ballast»). Denn Alan Frei hat recht, wenn er sagt: «Wenig besitzen heisst nicht unbedingt verzichten.» Die Musik, die er hört, kommt nicht von CDs, die viel Platz brauchen, sondern vom Handy via Bluetooth über 
ein kleines Gerät, das die Stereoanlage mit grossen Boxen ersetzt. Selbst auf den Laptop könnte der Geschäftsmann verzichten – «alles in der Cloud gespeichert und mit dem Handy oder von einem externen Computer abrufbar». Fotos, Bücher, immer öfter auch Papierkram wie Rechnungen. 

Phase 3: Geld sparen
Die Beweggründe für den minimalistischen Lebensstil sind so vielfältig wie seine Anhänger. Die einen haben einfach genug von überfüllten Zimmern und Kellern. Andere wollen Ressourcen oder ihr Portemonnaie schonen. Und die Dritten widersetzen sich den ständigen Verlockungen des Konsums. Alan Frei sagt, er kaufe heute bewusster ein, versuche Ressourcen zu schonen. Aber das sei damals nicht ausschlaggebend für den Entscheid gewesen, seinen Alltag zu entschlacken. Als Konsumkritik will er seine Art zu leben auch nicht verstanden wissen. Sein Tun sei, wenn schon, eher ökonomisch geleitet. Er gebe heute viel weniger Geld aus als früher. Vieles lohne es sich auch gar nicht zu kaufen und zu besitzen, sagt er. «Ich könnte mir vorstellen, für ein Wochenende einen Aston Martin zu mieten. Kaufen hingegen würde ich ihn nie, weil das Auto die meiste Zeit herumstehen und nur Kosten verursachen würde.» 

Phase 4: Mehr Zeit für sich haben
Dass Kritiker den Lebensstil als dekadente Ausgeburt des Überflusses in der west­lichen Welt bezeichnen, nimmt Frei ge­lassen. «Ich schade mit meinem Verhalten niemandem», entgegnet er. Ob er vom Minimalismus abkäme, wenn er Familie hätte, weiss er nicht. «Möglich.» Jedenfalls sei er heute ein zufriedener Mensch. Denn im Fahrwasser der Wohnungsentrümpelung hat Frei sein ganzes Leben zu vereinfachen versucht. Er reist nur noch mit Hand­gepäck, einem Rucksack, für den er eine spezielle Innenmatte gekauft hat, auf der alles fein säuberlich befestigt ist, was er braucht: Ladekabel, ein Gerät, um Bankzahlungen machen zu können, Ohropax, Haargel und ein kleines Parfum – denn: «Nur weil man wenig besitzt, muss man nicht schmuddelig sein.» 

Er arbeite nicht nur konzentrierter, auch das Reisen sei leichter geworden. Zudem habe er mehr Zeit. «Keine unnötige Zeitverschwendung, weil man sich im Laden oder vor dem Kleiderschrank für dieses oder jenes entscheiden muss. Ich kann über einen grossen Teil meiner Zeit selbst entscheiden. Wenn ich in einem Café sitze, schalte ich das Handy ab und kann den Moment wirklich geniessen.» Er hat hinter sich gelassen, was «Miss Minimalist» Francine Jay in ihrem Buch beschreibt mit: «Wir sind so sehr beschäftigt damit, uns mit Kram zu befassen, rennen hin und her, kaufen dieses und jenes, dass wir wenig Zeit finden, innezuhalten und herauszu­finden, was uns wirklich antreibt.»
Noch etwa 230 Gegenstände besitze er, sagt Alan Frei. Da sei noch viel Luft drin: die Mikrowelle eben, die Krawatten und die sieben Paar Schuhe. «Unnötig.»
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Montag, 10. März 2014

Die Auswirkungen des Mindestlohns

Höhere Löhne für Putzkräfte, Servicepersonal, Coiffeure und Landwirtschaftshilfen haben ihren Preis. Und wie hoch genau wird der sein?

Die Mindestlohninitiative ist auch eine Rechenaufgabe. Was passiert in einem Restaurant, wenn eine Küchenhilfe neu 22 Franken pro Stunde kostet? Um wie viel steigt der Preis für Reinigungsarbeiten, wenn das Salär von Putzkräften auf 4000 Franken pro Monat gehoben wird? Der TA hat Betriebsökonomen gebeten, den Taschenrechner hervorzunehmen.

Gastronomie
Aktuell verdient dort jeder fünfte Angestellte weniger als das geforderte Minimum. Der Mindestlohn für die tiefste Stufe liegt bei 3407 Franken pro Monat bzw. bei 20.28 Franken pro Stunde (inklusive des 13. Monatslohns bei einer angenommenen Arbeitszeit von 42 Stunden). Ein Ja am 18. Mai zum «Schutz fairer Löhne» würde bedeuten, dass diese Saläre angehoben werden müssten – um 8,5 Prozent innerhalb der dreijährigen Umsetzungsfrist.
Was wären die Folgen? Berechnungen des Unia-Ökonomen Beat Baumann zufolge würden die Kosten insgesamt um zwei bis drei Prozent steigen. Dies in einem Musterbetrieb mit einem Chef, fünf gelernten und fünf ungelernten Angestellten. Umgerechnet auf eine Tasse Kaffee im Wert von 4.20 Franken wäre dies ein Kostenanstieg von 9 Rappen. In Saisonbetrieben mit gleichem Lohn, aber längeren Arbeitszeiten, läge der Kaffeepreisanstieg bei 14 Rappen.
So weit der direkte Effekt der Mindestlohnanhebung. Branchenvertretern zufolge wäre dies aber noch nicht alles. Klaus Künzli, Präsident von Gastrosuisse, befürchtet das Ingangsetzen einer Lohnspirale: Mindestlöhne um 4000 Franken würden auf der nächsthöheren Lohnstufe Begehrlichkeiten wecken. Für Personen mit Lehrabschluss liegt der aktuelle GAV-Lohn bei 4108 Franken. Als realistisch erachtet Künzli eine Differenz von mehreren Hundert Franken.
Angaben der Unia zufolge arbeiten in der Gastronomie rund 46'000 Tieflöhner. «Die nötigen Anpassungen wären durchaus tragbar», sagt Beat Baumann, «die finanzielle Existenz des Durchschnittsbetriebs wäre in keiner Weise gefährdet».

Büroreinigung
Dieselbe Schlussfolgerung gilt laut Baumann auch für diesen Bereich. Ab 2015 gilt hier ein Mindestlohn von umgerechnet 20 Franken pro Stunde. Höher sind die Löhne in anderen Sparten wie der Spital- oder Spezialreinigung. In einem Unternehmen, das Dienstleistungen in allen drei Bereichen offeriert, würde die Initiative laut Baumann ein Kostenwachstum von 4,2 Prozent auslösen. «Das wäre zumutbar», urteilt er. Betriebe, die ihre Büros von Drittanbietern reinigen lassen, würden diesen Anstieg verkraften.
Kritischer sieht dies die Branche selbst. Reinigungsunternehmer Karl Enzler beziffert das Kostenwachstum inklusive Lohnanpassung für Arbeitskräfte knapp oberhalb der Minimallohnschwelle auf 8 Prozent. Laut Enzler sind die Margen im Reinigungsgeschäft klein, deshalb werde man diese Kosten nach und nach auf die Kunden überwälzen müssen. Allerdings glaubt auch Enzler, dass die Kunden dies schlucken würden. «Man kann Reinigungskräfte nur schlecht durch Roboter ersetzen.» Zu einem Jobsterben in der Reinigung werde die Mindestlohninitiative nicht führen.

Coiffeure
In dieser Branche wäre ein Mindestlohn von 4000 Franken eine deutliche Erhöhung zum aktuellen Lohnniveau. Im Gesamtarbeitsvertrag sind derzeit 3600 Franken pro Monat vorgegeben, für Angelernte sind es 3240 Franken. Dies aber nur, sofern sie über einen Anlehr- oder Attestausweis verfügen respektive eine mindestens zweijährige Ausbildung bei einer privaten Fachschule absolviert haben. Das haben längst nicht alle Arbeitnehmenden in dieser Branche. «In grenznahen Gebieten sind bei Unqualifizierten Löhne unter 3000 Franken gang und gäbe», sagt Irene Darwich von der Gewerkschaft Syna. Sie stellt sich auf den Standpunkt, dass die Coiffeurbetriebe eine Anhebung des Mindestlohnes verkraften könnten, «ohne dass sich das extrem auf die Preise auswirken müsste».
Dem widerspricht Kuno Giger, Präsident des Verbandes des Verbandes Coiffure Suisse: «Die Preise müssten um 20 Prozent angehoben werden, um einen Betrieb weiterhin rentabel führen zu können.» Konkret: Für Herrenhaarschnitte, bei denen sich die Preise laut Giger in der Schweiz zwischen 18 und 80 Franken bewegen, käme das einem Aufschlag von 3.60 bis 16 Franken gleich.
Marc Riedo, der im Kanton Bern sechs Geschäfte führt, will diese Schätzung nicht bestätigen. Schon heute seien die Preisstrategien von Salons sehr unterschiedlich. Schwierigkeiten bei einem Ja zu den Mindestlöhnen hätten laut Riedo vor allem die Lehrabgänger und Wiedereinsteiger. Viele Geschäfte könnten es sich nicht leisten, diese Angestellten ein Jahr lang durchzufüttern – das heisst, sie in dieser Zeit querzusubventionieren, in der sie bereits Kosten verursachen, aber noch keinen eigenen Kundenstamm haben.

Detailhandel
Hier bezahlen die grossen Player wie Migros, Coop oder Lidl bereits heute Mindestlöhne über 4000 Franken. Tiefer sind die Löhne in manchen Bäckereien und Quartierläden sowie im Schuh- und Bekleidungshandel. Besonders betroffen sind die Schweizer Filialen von internationalen Bekleidungsketten: Als schwarze Schafe nennt die Unia regelmässig Namen wie Zara oder Tally Weijl.
Maximal fünf Prozent würden die Kosten dieser Läden steigen, schätzt Beat Baumann – dies, falls ein Geschäft bisher den absoluten Tiefstlohn von monatlich 3200 Franken bezahlt hat. Laut dem Ökonomen könnten die Läden diese Kostensteigerung selbst abfangen, das heisst, von der bisherigen Profitmarge abziehen. In diesem Fall würden die neuen Sneakers oder das modische Oberteil für die Kunden nicht teurer. Tally Weijl war gegenüber dem TA für eine Stellungnahme nicht verfügbar.

Landwirtschaft
Unter allen Branchen verzeichnet die Landwirtschaft die krassesten Diskrepanzen. Bauern stellen Tieflöhner dort ein, wo die Produktion viel Handarbeit erfordert. Entsprechend würden die Kosten im Gemüseanbau sowie dem Obst- und Weinbau hochschnellen. «Ein Mindestlohn von 22 Franken würde theoretisch einen Kostenschub von 450 Millionen Franken auslösen», sagt Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbandes. Theoretisch – weil Ritter davon ausgeht, dass ein solcher Preisaufschlag nicht überwälzt werden könnte: «Der Grenzschutz limitiert hier die Preise gegen oben. Ein solcher Aufschlag liesse sich am Markt nicht durchsetzen.» Gemessen am Produktionswert der Schweizer Landwirtschaft von 9,5 Milliarden entsprächen die 450 Millionen einer Teuerung von 4,7 Prozent.
Der Mindestlohn liegt aktuell bei knapp 3170 Franken – für eine 55-Stunden-Woche. Das ergibt einen Stundenlohn von 13 Franken. Laut Schweizer Bauernverband verdient eine Arbeitskraft aus der Familie in einem Landwirtschaftsbetrieb rund 15 Franken pro Stunde. «Wenn die Bauernfamilie einem Angestellten 22 Franken pro Stunde bezahlen muss, würde dieser rund die Hälfte mehr verdienen, ohne ein unternehmerisches Risiko mitzutragen», argumentiert der Verband.

Angst vor Sozialfällen ...
So weit also die Rechenbeispiele. Beim Mindestlohn geht es um mehr als das. Es geht um Grenzregionen, wo «gewerbliche Zulieferbetriebe Probleme bekommen werden, weil man sich die Waren und Dienstleistungen zunehmend im Ausland beschafft», sagt Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes. Es gehe um Mitarbeiter, die laut Vogt mittelfristig zu Sozialfällen zu werden drohten, weil die Jobsuche für niedrig Qualifizierte und Leistungsschwache zusätzlich erschwert würde. «Jobvernichtungsmaschine» nennt Gewerbeverbandspräsident Hans-Ulrich Bigler die Mindestlohninitiative. Die Gewerkschaften betonen, es gehe bei den Mindestlöhnen auch um den Schutz der Frauen, den Kampf gegen «Dumping-Zuwanderung» und die Förderung des Strukturwandels hin zu wertschöpfungsstärkeren Arbeitsplätzen.
... und Konkurrenznachteilen
«Es kann nicht sein, dass der Staat derart in die Souveränität der Unternehmen eingreift», sagt Eva Jaisli, Chefin des Werkzeugherstellers PB Swiss Tools. Jaisli zufolge liegt der Mindestlohn für Ungelernte in ihrem Unternehmen schon heute über der Forderung des Initiativtexts. Arbeiten wie die Reinigung erledige die Firma selbst; über die Zulieferung von Dingen wie dem Verpackungsmaterial sei ein gewisser Teuerungseffekt voraussehbar. «Die Initiative hätte für PB Swiss Tools keine unmittelbaren Veränderungen zur Folge», sagt Jaisli. Kurzfristig würden auch Fachkräfte mit Löhnen zwischen 4500 und 5000 Franken nicht vom Druck eines Mindestlohnes von 4000 Franken betroffen. Trotzdem sagt sie: «Die Industriebranche droht ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zum angrenzenden Ausland einzubüssen.»
Nimmt der Stimmbürger die Warnung ernst? Die Beispielrechnungen deuten darauf hin, dass das Portemonnaie des Konsumenten am Abstimmungssonntag vom 18. Mai eine marginale Rolle spielen dürfte. Kostenfolgen im einstelligen Bereich, die bis 2018 umgewälzt werden müssen, könnten für viele Konsumenten und Betriebe verkraftbar sein.

Quelle: Tages-Anzeiger 10.3.14 

siehe auch: Keine Torpedierung des Erfolgsmodells Schweiz - TA vom 10.3.14

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Montag, 3. März 2014

Wirtschaftskreislauf und BIP






Quelle: youtube

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And the Oscar goes to .....


Das Drama «12 Years a Slave» hat den Oscar als bester Film gewonnen. Damit gewann zum ersten Mal in der Geschichte der Academy Awards das Werk eines schwarzen Regisseurs in der Hauptkategorie. Am meisten Oscars - sieben - räumte das Weltraumdrama «Gravitiy» ab.

Der Film des Briten Steve McQueen basiert auf einer wahren Geschichte und erzählt das tragische Schicksal eines Sklaven. Für das von Brad Pitt mitproduzierte «12 Years a Slave» gab es insgesamt drei Oscars. Das Historiendrama handelt vom Leben des Mitte des 19. Jahrhunderts in die Sklaverei verschleppten Afroamerikaners Solomon Northup, der über sein Martyrium einst eine Autobiographie verfasste. «Ich widme diesen Preis allen Menschen, die jemals unter Sklaverei gelitten haben, und den 20 Millionen Menschen, die noch heute darunter leiden», sagte «12 Years a Slave«-Regisseur McQueen in seiner Dankesrede. Die Kenianerin Lupita Nyong'o (siehe Bild) wurde für ihre Rolle in «12 Years a Slave» als beste Nebendarstellerin geehrt. Eine weitere Auszeichnung gab es für das beste adaptierte Drehbuch.

Das Weltraumdrama «Gravity» bekam sieben Trophäen,
darunter die für den Regisseur Alfonso Cuarón. Dieser ist der erste Mexikaner, der den Regie-Oscar gewann. Sein in 3D gedrehtes Weltraum-Spektakel «Gravity» sicherte sich ausserdem zahlreiche Nebenauszeichnungen wie für die beste Kamera und den besten Schnitt. 


Die Australierin Cate Blanchett nahm ihren zweiten Oscar entgegen. Sie wurde für ihre Rolle in Woody Allens «Blue Jasmine» als beste Hauptdarstellerin geehrt. Die 44-Jährige setzte sich gegen Amy Adams («American Hustle»), Sandra Bullock («Gravity»), Meryl Streep («Im August in Osage County») und Judi Dench («Philomena») durch. Die Trophäe für den besten Hauptdarsteller ging an Matthew McConaughey, der für seine Rolle als Aidskranker in «Dallas Buyers Club» mehr als 20 Kilogramm abgespeckt hatte. Der 44-Jährige setzte sich gegen Christian Bale («American Hustle»), Bruce Dern («Nebraska»), Leonardo DiCaprio («The Wolf of Wall Street») und Chiwetel Ejiofor («12 Years a Slave») durch.

Das Drama «Dallas Buyers Club» des Kanadiers Jean-Marc Vallée wurde mit zwei weiteren Oscars ausgezeichnet: Für die beste männliche Nebenrolle - Jared Leto als Transvestit - und für das beste Make-up. Leto setzte sich damit gegen Konkurrenten wie den deutsch-irischen Schauspieler Michael Fassbender durch, der für seine Rolle in «12 Years a Slave» nominiert war. Grosser Verlierer war die Gaunerkomödie «American Hustle», die trotz zehn Nominierungen leer ausging. Der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ging an «La Grande Bellezza» des Italieners Paolo Sorrentino - es war der elfte Auslands-Oscar für Italien. Bester Animationsfilm wurde «Frozen».


Quelle: Tages-Anzeiger 3.3.14 

Siehe auch:

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